Schützenjahr 1995
der St. Helena Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel e.V.
Schützenkönig Hans Jansen
Minister Fritz Hohnheiser & Theo Piolot
Jungkönig Markus Elsberger
Ritter Edmund Hermanns & Hans-Uwe Jansen
Das gibt es nur in Rheindahlen.
Das haben die Presse, als auch die Brauereien und
sonstige Zulieferer bestätigt. In ihrem ganzen Einzugsgebiet ist es noch nie
vorgekommen, dass drei Wirte aus einer Stadt das Königsgespann bilden.
Wie
kam es dazu?
Schützenfest 1993,
Dienstag gegen 24 Uhr. Die drei Wirte stehen
im Festzelt an der Theke und
schauen dem Treiben zu. Einer von ihnen bemerkte so nebenbei: „Wir könnten
ja auch mal auf den Vogel schießen.“ Nun ja, diese Thekengespräche haben es
manchmal in sich.
Ein halbes Jahr später kamen die Drei überein, dass, wenn
Hans Jansen, Gastwirt „Zur Alten Post“, den Vogel runterholt,
würden Fritz
Hohnheiser, Gastwirt „Zum Jägerhof“, und Theo Piolot, Gastwirt „Union
Klause“, seine Minister. Kommentar der
Wirtinnen:
Für ein Volk, dass seine
Wirte ernährt, kann man
auch einmal in den Sparstrumpf greifen. Wahre Worte.
Die Frauen überraschen uns immer wieder.
Was daraus geworden ist?
August 1994.
Die Krönung
Die Krönung ist vollzogen
Königin Helene gibt den Ball frei.
Das Kränzen kann beginnen. Kurz vor der Fertigstellung.
Die Burg des Königs im ehemaligen
kaiserlichen
Postamt zu Rheindahlen.
Hier nun Bilder der Jungkönigsburg
Das Fest kann beginnen.
Das Schützenfest 1995.
Samstag:
Erstmalig seit vielen Jahren feiert das Königsgespann mit
Gefolge auf einer Tribüne.
Die Königsgruppe stimmt sich ein. Fritz, dahinten läuft Theo.
Dienstag:
Oktober 1995
Das letzte sichtbare Zeichen wird entfernt.
Es ist Brauch, dass der König das
letzte Wort hat. Nun, ich hatte mir für den
Abschlussball, eine Rede mit
etwas 1000 wohldurchdachten Worten
zusammengestellt, um meine Gefühle zum
Ausdruck zu bringen.
Als nach vielen netten Aufmerksamkeiten dann meine Frau
Helene, zweifache
Trierpilgerin, auch noch den Hl. Matthias überreicht
bekam, hatte ich alles vergessen.
Es kam nur ein Wort heraus, dass meiner
Meinung nach mehr als tausend Worte sagt :
Danke!
Der Europakönig kommt vom Niederrhein.
Es ist Donnerstag, den 27.
August 1998, 15.30 Uhr. Start mit dem
Reisebus vom Haus des stellvertretenden Diözesanbundesmeisters (DBM) des
Diözesanverbandes Aachen, der auch unsere Reise organisiert hat, Willi
Küppers.
Bis wir uns endlich Richtung Polen aufmachen können, müssen noch
einige
Zwischenstops eingelegt werden, an denen weitere Teilnehmer zu uns
stoßen.
In Siegburg ist dann die Truppe komplett.
An Bord werden nun die
Diözesankönigin, Gerda Moosmayer
aus Lammersdorf, und der Bundeskönig, Heinz Franken aus Lindern, herzlich
begrüßt.
Die gesamte Reisegesellschaft besteht aus 40 Mitgliedern, 22 Männer
und 18 Frauen.
Natürlich können nicht alle
beim Schießwettbewerb in Polen teilnehmen, immerhin haben sechs Männer
diesen
Vorteil. So sind die anderen willkommene Unterstützung und angenehme
Reisebegleitung. „Natürlich,“ meint Willi Küppers,
„Wäre es phantastisch, wenn wir bei unserer Rückkehr in unseren
Reihen auch den neuen Europakönig begrüßen könnten.“
Diese als spaßig angesehene Aussage wird mit viel Beifall und
Gelächter aufgenommen. Wenn wir gewusst hätten......
Am Freitagmorgen, den 28.
August, erreichen wir um 4.30 Uhr den Grenzübergang Ludwigsburg.
Damit
liegen schon neun Busstunden
hinter uns. Ganz schön anstrengend. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt.
Bevor
es weitergeht, sind pro Person für die Weiterfahrt, 11 DM zu zahlen,
eine
Art Straßenbenutzungsgebühr für Polen. Danach geht es über sehr holprige
Straßen weiter
zum nächsten Reiseziel: Czenstochowa.
Sicher den meisten bekannt als größter Marienwallfahrtsort Polens, den auch
der Heilige Vater schon zweimal bei seinen Polenbesuchen aufgesucht hat.
Hier wird das Bildnis der schwarzen Madonna verehrt.
Ich muss sagen, dieser kurze Aufenthalt in Czenstochowa hat mich sehr
bewegt.
Zum einen war es die tiefe Frömmigkeit, mit der hier die Besucher
zur
Gottesmutter beteten, aber auch die Verzweiflung gebrechlicher, alter
und junger
Menschen, die mit Inbrunst beteten, in sich gekehrt, fast der
Welt entrückt.
Ich stand in der Menge von hunderten Menschen, die
an einer Messe vor dem Bild der schwarzen Madonna teilnahmen.
Einer unter vielen, die von Elend und Kummer gezeichnet waren. Wie hatte
noch
ein Bekannter vor der Reise zu mir gesagt, als wir über
diesen Wallfahrtsort gesprochen hatten. „Ein gesunder Mensch hat
viele Wünsche, ein Kranker nur einen.“ Ich glaube, ich war noch
niemals in den vielen Jahren so bewegt, wie an diesem Ort.
Wir verlassen das
Kirchengelände. Zwei Frauen begegnen uns, sie rutschen auf
ihren Knien
langsam und anscheinend unter großen Schmerzen zur Kirche, betend,
ab und zu
innehaltend, um neue Kraft
zu schöpfen. In einer Stunde werden sie sicher das Stück bis zum Marienbild
bewältigt haben. Durch den Nieselregen erscheint mir die Situation
unnatürlich,
ein Schleier liegt vor meinen Augen. Lange sehe
ich den Frauen nach und bemerke, dass ich sie mit meinem Gebet ein Stück des
Weges begleite.
Ich greife zum Taschentuch, natürlich will
ich mir mein Gesicht trocknen, nieselt es doch immer noch.
Aber dann hat mich die Welt
schnell wieder. Um 14.30 Uhr gibt
es Mittagessen, seit 24 Stunden die erste Mahlzeit. Gegen 17 Uhr
erreichen wir schließlich unser Ziel: Krakau.
Das Finden unseres Hotels
entwickelt sich zu einer Irrfahrtlurch
durch Krakau. Aufgrund unserer mangelnden Sprachkenntnisse, kann
uns kein Einwohner den genauen Weg beschreiben. Wir bestellen ein
Taxi, dass vor uns herfahren soll. Aber das bringt keinen Erfolg.
Die Polizei, Dein Freund und Helfer, kann uns endlich helfen.
An das Hotel kommen wir aber nicht näher als 500 m heran: unser
Bus ist zu schwer und die Straße zu leicht, um das Gewicht zu tragen.
Was bleibt uns anders übrig, als unsere Koffer zu packen und das
letzte Stück durch den Regen zurückzulegen.
Was können 500 m doch eine lange Strecke sein.
Um 19 Uhr können wir dann
unsere Zimmer belegen. 27 Stunden
sind wir nun schon mit dem Bus unterwegs. Dennoch, es bleibt nicht
viel Zeit, um sich auszuruhen und frisch zu machen. Mit einem Taxi fahren
wir
zur Festwiese nach Blonia. Wir erscheinen mit sechsstündiger Verspätung.
Klar doch, dass der offizielle Teil längst vorbei ist.
Um 21.30 Uhr erwischen wir mit sehr viel Glück ein Taxi, es regnet immer
noch.
Fünf Mann werden hineingedrückt und dann zum Hotel.
Es versteht sich, dass wir uns hier noch auf einen Drink
zusammensetzen und gemeinsam die Hinfahrt Revue passieren
lassen. Haben wir es bereut, das Unternehmen mitgemacht zu haben? Sicher
nicht.
Man weiß ja auch, wenn Schwierigkeiten überwunden sind, denkt man,
wie immer
im Leben, nur noch an die schönen Momente,
die man erlebt hat. Die Drinks lösen die Zunge, die Müdigkeit lässt
nach, um uns dann aber gegen Mitternacht vollends zu packen. Aufstehen,
sonst
schläft man auf dem Sofa ein. Todmüde sacken wir in unser Bett.
Gute
Nacht, wer weiß, was uns morgen erwartet.
Samstag, 29. August. Der
Wecker rasselt um 6.30 Uhr. Nach einem ausgiebigen
und guten Frühstück
machen wir uns gegen 10 Uhr mit der Straßenbahn auf den
Weg zum Festplatz.
Hier melden wir uns bei der entsprechenden Stelle an und
erhalten gegen eine
Gebühr von 10 DM unseren Schießausweis.
Ruhe bewahren, denn der
Schießbeginn
verzögert sich, warum auch immer.
Endlich, gegen 13 Uhr ist
es so weit. Für das Ausscheidungsschießen stehen drei
Vögel zur Verfügung.
Die Deutschen stellen mit 50 Schützen das größte
Kontingent und erhalten
einen eigenen Vogel.
Die anderen Nationen werden auf die beiden übrigen Vögel verteilt.
Wenn der Vogel von der Stange fällt, kommen der glückliche Schütze
und die vier, die vor ihm geschossen haben und die vier, die nach
ihm hätten schießen können, in die Endausscheidung.
Also, insgesamt 27 Personen. Man sieht, es spielt auch das Glück
eine Rolle. Obwohl ich sehr gut schieße, kann ich den Endkampf nicht
erreichen.
Aber Willi Lienen, der mit uns angereist ist, schafft es.
Um 15 Uhr, also nach zwei Stunden, beginnt
das Hauptschießen.
Um 15.45 Uhr fallt der Vogel.
Wir trauen unseren Augen und Ohren nicht:
Willi Lienen, unser Willi aus Breyell Nettetal, aus der Pfarre Maria
Himmelfahrt,
ist neuer Europakönig.
Um 17 Uhr wird mit großem Medienspektakel der neue
Europakönig
geehrt. Die Krönungsmesse ist in der Kathedrale von Wawel.
Welche große Ehre die polnischen
Gastgeber uns zukommen ließen,
kann man schon darin erkennen, dass in dieser Kathedrale von
Krakau früher alle polnische Könige gekrönt wurden.
Ich muss nicht erwähnen, dass dieser Abend unter uns Deutschen zu
einer überschwänglichen Festveranstaltung wurde. Immer wieder
ließ man den Europakönig hochleben. Er überstand alles in Würde,
wie es dem hohen Amt entspricht.
Am Sonntag, dem 30. August
fand dann die riesige Parade statt.
Zwei Dinge beeinträchtigten das festliche Geschehen: der große regen
und die manchmal etwas schwierige Wegführung bei der Parade.
Um 13 Uhr zog der bunte Zug los. Ziel war der Marktplatz von Krakau.
Und nun lernten wir die Beschaffenheit polnischer Straßen erst
recht kennen: holprig, Schlaglöscher, verrostete
Straßenbahnschienen. Und das die Organisatoren es nicht
durchgebracht hatten, die Ampeln am Zugweg auf Grün zu
schalten, wurde der Festzug immer
wieder bei jeder roten
Ampel auseinander gerissen.
Zu allem Unglück setzte dann auch noch der Regen ein, der uns
schon am vorigen Tag mächtig zugesetzt hatte.
Dennoch zeigten sich die Honoratioren auf der Ehrentribüne und
die zünftigen Teilnehmer an der Parade stand- und wasserfest.
Um 16 Uhr lief dann nichts mehr. Bzw. wir liefen, denn wir versuchten,
uns mit anderen Zugteilnehmern vor den schweren Regenfällen zu schützen.
Die
Veranstaltung musste abgebrochen werden.
Als wir nach dem Umzug
zusammensitzen, können wir nur feststellen:
die polnischen Gastgeber haben sich sehr viel mühe gegeben,
die Stimmung in der Gruppe war einmalig. Trotz der schweren
Strapazen, die hinter und noch vor uns liegen.
Fazit: Wir fuhren mit einer
Diözesankönigin und einem Bundeskönig
aus der Heimat ab und kehren heute Abend noch mit dem
Europakönig in die Heimat zurück.
Das war doch eine Reise
wert.
Bericht Hans Jansen
Letzte Aktualisierung:
15.10.15
Michael Pohl
Bilder: Hans Jansen, Archiv der St. Helena
Schützenbruderschaft, Archiv Michael Pohl & Marita Röhrhoff